Vorbemerkungen
Die Konfirmation stellt einen Gottesdienst dar, der seiner Regelmässigkeit wegen in der Verantwortung der Kirchgemeinde geschieht und in dem in Nachfolge Christi gerufen wird. Zudem stellt er eine Einladung an die Konfirmandinnen und Konfirmanden zur verantwortlichen Mitarbeit in der Kirchgemeinde und in der Gesellschaft dar. Mit der Konfirmation erklären die Konfirmanden die Mitgliedschaft in der Landeskirche. Über die Zulassung zur Konfirmation in Zweifelsfällen entscheidet der Kirchgemeindevorstand. Voraussetzung der Konfirmation ist der Besuch des kirchlichen Konfirmandenunterricht im Umfang von mind. 72 Stunden und der regelmässig besuchte schulische Religionsunterricht. Auch über den Besuch des Religionsunterrichtes befindet der Kirchgemeindevorstand. Die Konfirmation ist in das Kirchenbuch einzutragen. Die Konfirmation findet womöglich am Palmsonntag oder eine Woche vorher statt. Sie ist an eine Altersangabe gebunden, die mit Erfüllen des 15. Altersjahres bis Juni in dem Jahr, in dem die Konfirmation stattfinden soll, umschrieben ist. Über Ausnahmen entscheidet auch in der Zulassung zur Konfirmation aufgrund des Alters der Kirchgemeindevorstand. Über einen auswärts besuchten Konfirmandenunterricht muss sich ein Konfirmand schriftlich ausweisen. Ein amtlicher Taufschein ist vorzuweisen, wenn die Taufe des Konfirmanden nicht im Register der Wohnortsgemeinde vermerkt ist. Sind Konfirmanden nicht getauft tritt an die Stelle der Konfirmation die Taufe; die Taufe kann aber vor der Konfirmation auch nachgeholt werden.
Um die Praxis des Konfirmandenunterrichts und der Konfirmation im Kolloquium Nid dem Wald besser verstehen zu können, hat das Frühjahrskolloquium 2014 eine Befragung der Kirchgemeindeglieder erlassen, die zu folgendem Ergebnis führte.
Konfirmation früher
Wurde als wichtig, spannend, wegweisend, als schöne gemeinschaftliche Zeit, grosses und unhinterfragtes Fest, auch als strenge Angelegenheit mit viel Respekt und Achtung vor dem Pfarrer eingestuft. Der Unterricht wurde als weniger auf die Jugend zugeschnitten wahrgenommen. Insgesamt aber wurde die Konfirmandenzeit gar nicht so anders erlebt als heute, auch in ihren Schwierigkeiten. Sie wurde als deutlichen Schritt ins Erwachsenenalter erlebt.
Konfirmandenunterricht/ Konfirmation heute
Die Konfirmandenzeit wird offener, selbstbestimmter und vielgestaltiger wahrgenommen. Für Viele ist die Konfirmation immer noch ein wichtiger, positiver Schritt in das Erwachsenenalter. Der Unterricht wird heute als spannender, länger und aufwändiger, aber auch als komplexer und individualisierter eingeschätzt.
Erwartung an die Konfirmandenzeit/ Konfirmation heute
Die Konfirmation soll eine prägende und von den Jugendlichen mitgetragene und mitgestaltete Feier sein. Sie soll die Jugendlichen in die Kirche und ins Kirchgemeindeleben einbinden helfen und sie soll eine Art Lebensschule darstellen.
In Ergänzung seien an dieser Stelle weitere Überlegungen und Fragen angefügt:
„Konfirmation und Elternverantwortung" – einige Überlegungen
Die kirchliche Gesetzessammlung hatte vor Augen, dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung einer der beiden grossen Konfessionen angehört. Dies ist inzwischen nicht mehr der Fall.
Welche Rolle kommt dabei den Eltern/ der Familie in der KonfirmandInnenzeit einer Minderheitenkirche zu? Sind sie unterstützend, begleitend dabei oder werden die Jugendlichen einfach ‚geschickt’?
Wie ist die Verantwortung der Eltern als Miterziehende zu verstehen: Eltern haben bei der Taufe
‚Ja’ zur christlichen Erziehung ihres Kindes gesagt. Wie ist diese Tatsache zu verstehen?
Konfirmation und KonfirmandInnen-Unterricht
Was soll vorrangig vermittelt/gefördert werden? Eine allgemeine reformierte Bildung, ein Beitrag zur Kirchenbindung/ zur christlichen Gemeinschaft, ein Bekenntnis zur weltweiten (i.S.v. oikoumene) Kirche Jesu Christi? Eine Befähigung zum persönlich (individuellen) Glaubensweg? Geht es (primär) um seelsorgerliche Begleitung der Jugendlichen durch die Pfarrperson(en)?
Konfirmationsgottesdienst
Aus den aufgeworfenen Fragen ergeben sich weitere, offene Fragen bezüglich des Konfirmationsgottesdienstes: Ist die Konfirmation
ein Übergangsritual (rite de passage)?
Eine zivilreligiöse Feier?
Ein individuell gestaltetes gottesdienstliches Fest für die Jugendlichen ohne Bekenntnischarakter?
Eine Bekenntnis- / Bekräftigungs- Feier in die Nachfolge Christi?
Ist sie ein seelsorgerlich – gottesdienstliches Handeln?“
Folgerungen
Wir sehen, dass sich die gesellschaftlichen Voraussetzung der Konfirmation verändert haben. Das bringt Fragen nach einer Anpassung bei der Konfirmation und dem Konfirmandenunterricht mit sich. Auch die Konfirmation kann unterschiedliche Funktionen erfüllen, manche davon ausschliessen oder davon besonders akzentuieren.
Auf diesem Hintergrund ist die Praxis von Konfirmandenunterricht und Konfirmation sehr vielfältig deutbar und vielgestaltig geworden. An dieser Stelle fügen wir aus „Liturgie, Taschenausgabe, hersg. von der Liturgie- und Gesangbuchkonferenz der evangelisch-reformierten Kirchen der deutschsprachigen Schweiz, TVZ, 2011“ die einleitendenden Hinweise zum Kapitel der Konfirmation an:
Hinweise
In der Konfirmationsfeier spielen unterschiedliche Motive eine Rolle, dies seit der Entstehung dieses Gottesdienstes in der Reformationszeit. Im Vordergrund steht der Zusammenhang mit der Katechese: Ursprünglich hatte die Konfirmation die Funktion eines Katechese-Abschlussexamens, heute ist sie die Abschlussfeier des kirchlichen Unterrichts. Sakramentale Aspekte ergeben sich einerseits durch das Verständnis der Konfirmation als Tauferinnerung, andererseits durch ihre Funktion als «Admission» (Zulassung) zum Abendmahl. Diese entfällt heute aber, da Kinder und Jugendliche bereits während des kirchlichen Unterrichts das Abendmahl mitfeiern. Geblieben ist die Bedeutung der Konfirmation als Bekräftigung der Taufe und als Feier der kirchlichen Mündigkeit, der Integration in die Gemeinde der Erwachsenen, was insbesondere das Recht zum Patenamt einschließt. Als Kasualfeier ist die Konfirmation ein Gottesdienst an einer Lebensstation mit dem besonderen Aspekt, dass das Miteinander der Generationen bedacht und zur Geltung gebracht wird. Dabei spielt die Fürbitte von Familie und Gemeinde für die jungen Menschen eine zentrale Rolle.
Die Konfirmation steht in der Reihe der Gemeindegottesdienste und ist nicht lediglich eine Feier der Konfirmandinnen und Konfirmanden mit ihren Familien. Dies muss zum Ausdruck kommen in der liturgischen Struktur, in einzelnen Gestaltungselementen, in der Anwesenheit auch der Ortsgemeinde, ggf. im Eingehen auf das Kirchenjahr (zum Beispiel an Palmsonntag, an Himmelfahrt oder an Pfingsten).
Häufig wählen Konfirmandenklassen ein Leitthema für den Gottesdienst. Dieses prägt vor allem den Verkündigungsteil, hat aber auch Auswirkungen auf die übrigen Teile. Wichtig ist, dass das Thema biblisch vertieft wird. Je nach Charakter des biblischen Konfirmationsspruchs ist der liturgische Umgang verschieden: Zuspruch, Bekenntnis oder Zusammenfassung des gemeinsam erarbeiteten Gottesdienstthemas.
Beim Konfirmationsakt ist der Handschlag üblich; weitere oder andere Gesten – Segensgesten, Berührungsgesten – sind denkbar. Hier wird jeder Konfirmand und jede Konfirmandin einzeln angesprochen. Der Aspekt der Generationenfeier kann unterstrichen werden durch das Einbeziehen von Eltern und Paten in den Konfirmationsakt, zum Beispiel indem diese die zu Konfirmierenden nach vorn begleiten. Angesichts möglicher schwieriger Familienkonstellationen ist an dieser Stelle jedoch seelsorgliche Aufmerksamkeit geboten. Die nunmehr veränderte Rolle von Eltern und Paten kann zur Sprache kommen und eventuell Ausdruck in einem besonderen Segenszuspruch finden.
Konfirmandinnen und Konfirmanden gestalten den Gottesdienst wesentlich mit. Aufgabe des Pfarrers, der Pfarrerin oder des Katecheten, der Katechetin ist es hierbei, die jeweiligen Fähigkeiten der Jugendlichen möglichst gut zur Entfaltung zu bringen, indem sie stützend und korrigierend die Vorbereitung begleiten. Die Vielfalt der Ausdrucksmöglichkeiten soll zum Tragen kommen; Beiträge der zu Konfirmierenden sollen thematisch und funktional sinnvoll in die Liturgie eingefügt sein. Die Gemeinde ist wie in jedem Gottesdienst nicht zuschauendes Publikum, sondern trägt die Feier aktiv mit – durch Singen, Sprechen, Zeichenhandlungen, Beten und aufmerksames Mitgehen.“