RUINE DER ST. GALLUS-KIRCHE, PORTEIN

Vom Bau der Kirche ist sehr wenig zu erfahren. Er erfolgte vermutlich um 1480. Nach Hans Mohler werden «1290 eine Kapelle mit Sonderrechten» und «der Neubau der Kirche St. Gallus um 1500 durch Andreas Bühler» erwähnt. Nach der Teilung der Gross-Pfarrei Hoch-Rialt 1505 war St. Gallus zu Portein die einzige Kirche am Heinzenberg, mit allen Rechten ausgestattet; Patrozinium ist der 16. Oktober. Ihr Schiff war grösser als jenes der Kirche in Thusis und um weniges kürzer als dasjenige der Kirche St. Peter und Paul in Cazis. Im Jahre 1517 wird als Vikar Georg Tschugg erwähnt, der offen für die Erneuerung der Kirche war. Der erste reformierte Pfarrer in Portein war Clemens Ragut.

In den Jahren 1610, 1641 und 1714 waren grosse Unwetter und Stürme zu beklagen. Diese unterspülten den Kirchhügel der Galluskirche so sehr, dass er dem Unwetter von 1714 nicht mehr standhielt. So stürzte die Kirche bis auf wenige Reste der Südmauer ins Porteinertobel. Der Turm stürzte um 1850 ebenfalls ins Tobel hinunter.

In dieser Kirche wurde 1657 die letzte Kindsehe in Graubünden geschlossen. Es vermählten sich die 12-jährige Maria Marchés, geboren am 17. Oktober 1645, mit dem 16-jährigen Junker Castelberg zu Vaz. Maria starb als 21-Jährige an der Geburt eines ihrer Kinder am 17. Dezember 1666. Ihr Grabstein ist an der westlichen Kirchenmauer der neuen Kirche in Portein, gebaut 1720, befestigt.

1900 wurde die Statue «Nossaduna da Purtein» (bedeutet Unsere liebe Frau von Portein), vorher «einfach und geschmacklos angestrichen, neu gefasst für 50 frs.», so wie sie schon früher gewesen sei. Zur Zeit der Reformation stand sie in der Galluskirche in Portein.

Legende: Die Einwohner hätten sie ins Tobel hinunter gestossen. Sie sei wieder herauf gekommen und zum zweiten Mal hinunter gestürzt worden. Da sei sie auf der anderen Seite hinauf gestiegen und habe dort dem Schafhirt gesagt, er solle nach Cazis zum Pfarrer gehen, und man solle sie abholen, sie hüte währenddessen die Schafe. Der Pfarrer, 1889-1902 in Cazis, Udalricus Vigilius Biart, schreibt: «Bei meinem Amtsantritt war sie in der Wendelinskirche auf einer Coupola mit der Anschrift «N. D. da Purtein».

Text: Herbert Patt, Kulturarchiv Cazis